Die Ursprรผnge
Auch wenn der Name „Stenka“ eindeutig auf eine russische Herkunft schlieรen lรคsst, so liegen die Wurzeln von Stenka noch viel tiefer. Die Ursprรผnge finden sich vom hollรคndischen Nordseegebiet bis zum russischen Ostseegebiet wieder. Die bisher รคltesten Dokumente belegen eine Ausรผbung der Sportart und Ihrer Vorgรคnger bereits im auslaufenden Mittelalter.

Natรผrlich war damals die Art und Weise der Ausรผbung der Sportart mehr mit einem Krรคftemessen einzelner Dรถrfer untereinander vergleichbar. Dabei traten die sich bekรคmpfenden Dรถrfer, wie heute, in zwei Reihen (Wรคnde) gegeneinander an. Bewaffnet waren sie mit den damals traditionellen Handwerkszeugen der Landbevรถlkerung wie Holzrรคchen und Knรผppel. Gekรคmpft wurde damals wohl auch schon so lange bis eine der beiden Reihen eindeutig die Oberhand gewann.
Mit dem Wissen der Herkunft unserer Sportart is es nun nicht mehr verwunderlich, dass beinahe alle Bewegungsablรคufe in den heute gebrรคuchlichen Formen – welche auch ะผะฐััะฝะธะบ (Mayatnik = Pendel) genannt werden – den natรผrlichen Bewegungen der damaligen Landbevรถlkerung entsprechen. So finden sich in den Techniken Bewegungen, wie das Aufziehen eines Bogens oder das Fรผhren der Sense. Durch den Aufbau der Techniken auf Basis dieser natรผrlichen Kraftlinien kรถnnen die Stenka Techniken beinahe beliebig oft wiederholt werden, ohne den Kรถrper davon zu ermรผden.

Stenka von Gestern zum Heute
Stenka hat die Zeit seit dem Spรคtmittelalter nur in Russland รผberlebt, weswegen wir die Sportart heute nur unter Ihren russischen Namen kennen. ััะตฬะฝะบะฐ (Stenka) steht fรผr Kai, Wand oder Wall. Sinnbildlich beschreibt der Name das Auftreten der Kรคmpfer in einer Formation die wie eine Wand wirkt.
Die Kampfkรผnste entstanden in Russland zu der Zeit, als sich auch das russische Volk als ethnische Gemeinsamkeit bildete. Die Wurzeln der Kampfkรผnste begrรผnden in den populรคren Wettkรคmpfen „Zabavy“ (Unterhaltung), welche die Taktiken des Nahkampfes beinhalteten, die der russischen Militรคrtradition der heidnischen Zeit (1. Jahrtausend n. Chr.) eigen sind.

Der Begriff „russischer Nahkampf“ ist ein moderner Begriff, der auf einer Tradition basiert, die frรผher „kulachnyi boi“ (kรคmpferischer Kampf) genannt wurde. Es handelt sich um รberbleibsel alter heidnischer Traditionen, die nach der Ankunft des Christentums in Russland zu einem beliebten „Vergnรผgen“ und gleichzeitig zu einem authentischen Mittel der militรคrischen Vorbereitung wurden.
Laut dem Historiker W. Klyuchevsky war der Nahkampf eine hohe Kunst, die Teil eines komplexen Systems zur Vorbereitung eines Kriegers war. Die kollektiven Kรคmpfe cัะตะฝะบะฐ ะฝะฐ ััะตะฝะบั „Stenka na stenku“ (Wand gegen Wand) stellten eine der Methoden zur Perfektionierung der Kampftechniken dar.
Auf der Grundlage einer Reihe von dokumentarischen Quellen kann gesagt werden, dass es heute zwei Arten des russischen Nahkampfes gibt: einen Gruppenkampf „Stenka na stenku“ (Wand gegen Wand) und einen Kampf „Sam na sam“ (Nahkampf). Stenka-Praktizierende nahmen an beiden Arten von Kรคmpfen teil.
Beide Seiten waren damit beschรคftigt, die gegnerische Stenka zu brechen, Unordnung in ihren Reihen zu stiften und sie vom Schlachtfeld zu vertreiben.
Das Ausmaร des russischen Nahkampfes war ein anderes: „Straรe gegen Straรe“, „Dorf gegen Dorf“. Im Allgemeinen fanden die Kรคmpfe wรคhrend der Feiertage statt, in einigen Gebieten sogar jeden Sonntag. Manchmal versammelten sich diese Kรคmpfe bis zu mehreren Tausend!! Teilnehmer.

Der Nahkampf stellte in der Tat einen wichtigen und notwendigen Schritt in der Erziehung eines Mannes dar, der Betrug, Gewalt und Unehrlichkeit ausschlieรt.

Wรคhrend des russischen Bolschewismus, also der Zeit ab der Wladimir Iljitsch Lenin 1917 wรคhrend der Oktoberrevolution, [link zu einem Artikel รผber die Oktoberrevolution bei GEO] die Macht รผbernahm, wurde der Bevรถlkerung jede Mรถglichkeit untersagt sich gegen die Obrigkeit zu organisieren. Stenka, als einfache, volkstรผmliche Sportart, die es jedem ermรถglichte, sich gegen Ordnungsorgane zur Wehr zu setzen, wurde genau deshalb, wie alle Nahkampfsportarten, verboten und Ihre Ausรผbung unter Strafe gesetzt. Darรผber hinaus zerstรถrten die Kommunisten auch das Hauptfundament Russlands โ die Bauern. Das einzigartige soziale Milieu, das jahrhundertelang die russische Identitรคt bewahrt hatte, wurde unterdrรผckt, gejagt und vertrieben.
Die letzten groรen Spezialisten des russischen Nahkampfes waren gezwungen, sich Sportarten zuzuwenden, die von den sowjetischen Behรถrden genehmigt wurden, wie Sambo (das damals „Freistilringen“ genannt wurde) oder Boxen. Sie konnten auch den Kampf im Rahmen der Ordnungsdienste รผben.
Erst ab 1986, mit Beginn der Perestrojka (russisch fรผr Umbau) und Glasnost (russisch fรผr Transparenz, Offenheit) durch Michael Gorbatschow, fielen auch die Verbote der Bolschewisten, denen unter anderem auch Stenka zum Opfer gefallen war. Zuerst verbreiteten sich die รผberlieferten Techniken in den 146 Moskauer Bezirken. Banden und Halbstarke bekรคmpften einander schon sobald jemand unerlaubt die Grenzen seines Bezirkes รผbertrat.
Der russische Universitรคtsprofessor Valeriy Maistrovoy, selbst hochdekorierter Dan in Combat Sambo und Okinawa Karate, widmete sein Engagement dem Wiederaufleben der Sportart Stenka. So grรผndete er den International Stenka Martial Art Federation – ISMAF – Weltverband mit Sitz in Lausanne (Schweiz) und nahm Stenka in seinen Sportschulen mit auf. Durch Professor Maistrovoy`s bereits existierenden Verbindungen nach Japan durch Okinawa Karate, schaffte er es Stenka auch in Japan weiter zu verbreiten. Mehr รผber Valeriy Maistrovoy ist hier zu erfahren.
Historische Details
Wenn Du mehr รผber die historische Entwicklung von Stenka, dem russischen Nahkampf und Sambo, die alle irgendwie ja zusammenhรคngen, wissen willst hier gibt es mehrere Abschnitte dazu

Die Ursprรผnge des russischen Nahkampfes
Die Methoden des Nahkampfes, dienten bei den Truppen der Fรผrsten, als Basis fรผr die Ausbildung zum Berufskrieger. Historische Dokumente (russische und europรคische Annalen des Mittelalters) sowie epische Lieder und Legenden belegen dies. Auf der anderen Seite sind epische Songs, die der Zeit und dem Vergessen standgehalten haben, die besten Informationsquellen.

Krieger-Mรถnche
Trotz der Verbote, die sowohl von der Kirche als auch von der weltlichen Macht erlassen wurden, hat der Nahkampf im russischen Volksmilieu starke Wurzeln geschlagen.

Bรคrenkรคmpfe
Bรคrenkampf als gรคngige Nahkampfausbildung am Hof des Zaren

Der Stenochniy-Kampf
Der russische Nahkampf, der als solcher seit mindestens 700 Jahren aufgebaut wurde, galt als eine der besten Mรถglichkeiten, sich durch eine Kampfkunst zu bilden und zu vervollkommnen.
Der Stenochniy-Kampf ist eine der interessantesten Spielarten des russischen Nahkampfes. Der Gesandte des รถsterreichischen Kaisers Maximilian I., Siegmund von Herberstein, eine spรคtere Notiz in seinem 1549 erschienenen Buch „Rerum Moscovitorum Commentarii“.

Stenka in Kunst und Kultur
Der Nahkampf im alten Russland hatte einen groรen Einfluss auf die russische Kultur und Kunst. Zum Beispiel: „Das Lied des Zaren Iwan Wassilewitsch, des jungen Opritschnik und des tapferen Kaufmanns Kalaschnikow“ des berรผhmten russischen Dichters M. Lermontow aus dem Jahr 1837. Er verteidigte die Ehre seiner Frau, der im Nahkampf getรถteten Kaufmanns Kalaschnikow, man kann sogar sagen, in einem Sportkampf, der Dienerin des Zaren. Er wurde schlieรlich hingerichtet. Der Dichter kannte diese russische Tradition, er besuchte sie oft und organisierte manchmal sogar selbst die Kรคmpfe.

Russischer Nahkampf im 20. Jahrhundert
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der russische Nahkampf spรผrbar beeinflusst und begann, sich mit anderen Kampfkรผnsten und dem Nahkampf zu vermischen: englisches Boxen, griechisch-rรถmisches Ringen,
japanisches Jiu-Jitsu, Savate oder franzรถsisches Boxen.

Combat Sambo
Von allen Kampfsystemen, die in der ehemaligen Sowjetunion praktiziert wurden, nimmt Sambo einen besonderen Platz ein. Sambo wurde offiziell am 16. November 1938 geboren, als das rein sowjetische Freistilringen durch ein Dekret des Staatlichen Komitees fรผr Sport auf Vorschlag von A. Charlampjew geschaffen wurde. Spรคter wurde ihm der Name Sambo (unbewaffnete Selbstverteidigung) zugeschrieben.

Die Ursprรผnge des Combat Sambo
Das Sambo-Projekt wurde von zwei berรผhmten russischen Spezialisten geleitet, die Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts arbeiteten โ Vasili Oshchepkov und Viktor Spiridonov.