Stenka Geschichte

Die Ursprรผnge

Auch wenn der Name „Stenka“ eindeutig auf eine russische Herkunft schlieรŸen lรคsst, so liegen die Wurzeln von Stenka noch viel tiefer. Die Ursprรผnge finden sich vom hollรคndischen Nordseegebiet bis zum russischen Ostseegebiet wieder. Die bisher รคltesten Dokumente belegen eine Ausรผbung der Sportart und Ihrer Vorgรคnger bereits im auslaufenden Mittelalter.

Slawische und Hellenistische Ursprรผnge

Natรผrlich war damals die Art und Weise der Ausรผbung der Sportart mehr mit einem Krรคftemessen einzelner Dรถrfer untereinander vergleichbar. Dabei traten die sich bekรคmpfenden Dรถrfer, wie heute, in zwei Reihen (Wรคnde) gegeneinander an. Bewaffnet waren sie mit den damals traditionellen Handwerkszeugen der Landbevรถlkerung wie Holzrรคchen und Knรผppel. Gekรคmpft wurde damals wohl auch schon so lange bis eine der beiden Reihen eindeutig die Oberhand gewann.

Mit dem Wissen der Herkunft unserer Sportart is es nun nicht mehr verwunderlich, dass beinahe alle Bewegungsablรคufe in den heute gebrรคuchlichen Formen – welche auch ะผะฐัั‚ะฝะธะบ (Mayatnik = Pendel) genannt werden – den natรผrlichen Bewegungen der damaligen Landbevรถlkerung entsprechen. So finden sich in den Techniken Bewegungen, wie das Aufziehen eines Bogens oder das Fรผhren der Sense. Durch den Aufbau der Techniken auf Basis dieser natรผrlichen Kraftlinien kรถnnen die Stenka Techniken beinahe beliebig oft wiederholt werden, ohne den Kรถrper davon zu ermรผden.

Eine populรคre russische Zeichnung aus dem 18. Jahrhundert (Lubok) zeigt den russischen Nahkampf.

Stenka von Gestern zum Heute

Stenka hat die Zeit seit dem Spรคtmittelalter nur in Russland รผberlebt, weswegen wir die Sportart heute nur unter Ihren russischen Namen kennen. ัั‚ะตฬะฝะบะฐ (Stenka) steht fรผr Kai, Wand oder Wall. Sinnbildlich beschreibt der Name das Auftreten der Kรคmpfer in einer Formation die wie eine Wand wirkt.

Die Kampfkรผnste entstanden in Russland zu der Zeit, als sich auch das russische Volk als ethnische Gemeinsamkeit bildete. Die Wurzeln der Kampfkรผnste begrรผnden in den populรคren Wettkรคmpfen „Zabavy“ (Unterhaltung), welche die Taktiken des Nahkampfes beinhalteten, die der russischen Militรคrtradition der heidnischen Zeit (1. Jahrtausend n. Chr.) eigen sind.

Ein russisches Chromo aus dem 18. Jahrhundert. „Der Faschingsdienstag kรคmpft“

Der Begriff „russischer Nahkampf“ ist ein moderner Begriff, der auf einer Tradition basiert, die frรผher „kulachnyi boi“ (kรคmpferischer Kampf) genannt wurde. Es handelt sich um รœberbleibsel alter heidnischer Traditionen, die nach der Ankunft des Christentums in Russland zu einem beliebten „Vergnรผgen“ und gleichzeitig zu einem authentischen Mittel der militรคrischen Vorbereitung wurden.

Laut dem Historiker W. Klyuchevsky war der Nahkampf eine hohe Kunst, die Teil eines komplexen Systems zur Vorbereitung eines Kriegers war. Die kollektiven Kรคmpfe cั‚ะตะฝะบะฐ ะฝะฐ ัั‚ะตะฝะบัƒ „Stenka na stenku“ (Wand gegen Wand) stellten eine der Methoden zur Perfektionierung der Kampftechniken dar.

Auf der Grundlage einer Reihe von dokumentarischen Quellen kann gesagt werden, dass es heute zwei Arten des russischen Nahkampfes gibt: einen Gruppenkampf „Stenka na stenku“ (Wand gegen Wand) und einen Kampf „Sam na sam“ (Nahkampf). Stenka-Praktizierende nahmen an beiden Arten von Kรคmpfen teil.

Beide Seiten waren damit beschรคftigt, die gegnerische Stenka zu brechen, Unordnung in ihren Reihen zu stiften und sie vom Schlachtfeld zu vertreiben.

Das AusmaรŸ des russischen Nahkampfes war ein anderes: „StraรŸe gegen StraรŸe“, „Dorf gegen Dorf“. Im Allgemeinen fanden die Kรคmpfe wรคhrend der Feiertage statt, in einigen Gebieten sogar jeden Sonntag. Manchmal versammelten sich diese Kรคmpfe bis zu mehreren Tausend!! Teilnehmer.

Stenka na stenku – Evgenya Novozhenina/Sputnik
โ€žStenka na stenkuโ€œ oder โ€žMauer gegen Mauerโ€œ ist ein Kampf, den die tapfersten Slawen bestreiten, um Masleniza zu feiern. Eine Gruppe von sechs bis รผber 100 Kรคmpfern versammelt sich an einem Ort und stellt sich in zwei ordentlichen Reihen gegenรผber, um dann ihre Mรคnnlichkeit im hรคrtesten Kampf des Jahres zu testen. Es gibt jedoch keine Notwendigkeit durchzudrehen. Das Ganze ist ein Test der Kameradschaft und eine Mรถglichkeit, sich als Teil einer grรถรŸeren Bruderschaft von Kriegern zu fรผhlen. Natรผrlich wollen die Teilnehmer, dass ihr Team gewinnt, aber es wird nicht zwanghaft und um jeden Preis durchgesetzt. Hier gelten die รผblichen Regeln: Treten Sie niemanden, der schon am Boden liegt und greifen Sie einzelne Gegner nicht in einer Gruppe an.ย 

Der Nahkampf stellte in der Tat einen wichtigen und notwendigen Schritt in der Erziehung eines Mannes dar, der Betrug, Gewalt und Unehrlichkeit ausschlieรŸt.

Wรคhrend des russischen Bolschewismus, also der Zeit ab der Wladimir Iljitsch Lenin 1917 wรคhrend der Oktoberrevolution, [link zu einem Artikel รผber die Oktoberrevolution bei GEO] die Macht รผbernahm, wurde der Bevรถlkerung jede Mรถglichkeit untersagt sich gegen die Obrigkeit zu organisieren. Stenka, als einfache, volkstรผmliche Sportart, die es jedem ermรถglichte, sich gegen Ordnungsorgane zur Wehr zu setzen, wurde genau deshalb, wie alle Nahkampfsportarten, verboten und Ihre Ausรผbung unter Strafe gesetzt. Darรผber hinaus zerstรถrten die Kommunisten auch das Hauptfundament Russlands โ€“ die Bauern. Das einzigartige soziale Milieu, das jahrhundertelang die russische Identitรคt bewahrt hatte, wurde unterdrรผckt, gejagt und vertrieben.

Die letzten groรŸen Spezialisten des russischen Nahkampfes waren gezwungen, sich Sportarten zuzuwenden, die von den sowjetischen Behรถrden genehmigt wurden, wie Sambo (das damals „Freistilringen“ genannt wurde) oder Boxen. Sie konnten auch den Kampf im Rahmen der Ordnungsdienste รผben.

Erst ab 1986, mit Beginn der Perestrojka (russisch fรผr Umbau) und Glasnost (russisch fรผr Transparenz, Offenheit) durch Michael Gorbatschow, fielen auch die Verbote der Bolschewisten, denen unter anderem auch Stenka zum Opfer gefallen war. Zuerst verbreiteten sich die รผberlieferten Techniken in den 146 Moskauer Bezirken. Banden und Halbstarke bekรคmpften einander schon sobald jemand unerlaubt die Grenzen seines Bezirkes รผbertrat.

Der russische Universitรคtsprofessor Valeriy Maistrovoy, selbst hochdekorierter Dan in Combat Sambo und Okinawa Karate, widmete sein Engagement dem Wiederaufleben der Sportart Stenka. So grรผndete er den International Stenka Martial Art Federation – ISMAF – Weltverband mit Sitz in Lausanne (Schweiz) und nahm Stenka in seinen Sportschulen mit auf. Durch Professor Maistrovoy`s bereits existierenden Verbindungen nach Japan durch Okinawa Karate, schaffte er es Stenka auch in Japan weiter zu verbreiten. Mehr รผber Valeriy Maistrovoy ist hier zu erfahren.

Historische Details

Wenn Du mehr รผber die historische Entwicklung von Stenka, dem russischen Nahkampf und Sambo, die alle irgendwie ja zusammenhรคngen, wissen willst hier gibt es mehrere Abschnitte dazu